Inhaltsverzeichnis
Zugegebenermaßen habe ich lange selbst Komplexität und Kompliziertheit, oder im Sprachgebrauch gern eher verwendet als komplex bzw. kompliziert, jeweils synonym verwendet. Ähnlich wie bei effektiv oder effizient oder Emotion vs. Gefühl. Im Grunde genommen ist es meist egal, da das Gegenüber oft selbst keine Unterscheidung macht und damit versteht, was gemeint sein soll.
Die genaue Begriffs-Definition wird dennoch spannend, wenn man ein Problem hat und nach Lösungen sucht. Beispielsweise, nach wem Frage ich, wenn die Festplatte auf meinem Firmen-PC ausfällt? Richtig, einen Computer-Experten. Dieser löst, falls noch möglich, komplizierte Probleme, die für ihn aber selten kompliziert sind.
Somit lässt sich vereinfacht für Kompliziertheit festhalten:
Alles was ein oder mehrere spezialisierte Experten lösen können, ist kompliziert.
Wenn aber in einem Unternehmen irgendwie der Wurm drin ist, wen braucht man dann? Welchen Spezialisten soll man hier zu Rate ziehen, der einem die Lösung liefert? Wenn überhaupt, dann helfen hier erfahrende Manager, Coaches und Berater, die vernetzt denken. Das Unternehmen als System im Blick zu haben, nicht in seinen Einzelteilen und Silos, dies ist eine komplexe Aufgabe. Es wird nie eine beste Lösung geben. Anders als die PC-Festplatte, die repariert oder ausgetauscht wird für ein wieder funktionsfähiges Gerät, ist es nahezu unmöglich eine Lösung für ein nicht laufendes Unternehmen zu garantieren.
Zusammenfassend lässt sich für Komplexität sagen:
Alles was nicht einmal Top-Experten garantieren oder vorhersagen können, ist komplex.
Weitere Beispiele
Jeder dafür ausgebildete Uhrmacher kann eine Uhr, bestehend aus tausend Teilen, wieder zusammensetzen oder reparieren. Es ist natürlich möglich, dass ein Uhrmacher alleine nicht das Know-how hat. Dafür kann er aber weitere Spezialisten hinzuziehen oder bestimmte Verfahren nutzen, damit die Uhr letztendlich funktioniert. Der Experte ist daher der Herrscher über die Kompliziertheit.
Menschen auf den Mond zu bringen, ist auch “nur” kompliziert. Es ist also mit Top-Ingenieuren, Physikern, Wetter-Experten, etc. machbar und planbar.
Hingegen ist ein simple wirkendes Fussball-Spiel komplex. Niemand weiss genau, wie es ausgeht. Es gibt keine Garantie. Pokal-Spiele beweisen dies eindrucksvoll. Auch ein Jürgen Klopp als einer der besten Trainer der Welt, kann und wird niemals den Verlauf und Ausgang eines Spiels vorhersehen. Dazu sind die Umstände wie Wetter, Schiedsrichter, Zuschauer, Spieler, Grasnarben, Fussball-Luftdruck, Taktiken, etc. zu unscharf, um sie in ein exakt mathematisches Modell zu pressen.
Komplex ist auch der menschliche Körper. Bestehend aus Organen, Flüssigkeiten, Nervensystem, etc. Niemand kann in den Kopf des anderen hineinsehen und exakt vorherbestimmen, wer er ist, wie er sich in Situationen garantiert verhält oder wer dieser Person in Jahren sein wird. Dafür sind zu viele Faktoren im Spiel, die sich gegenseitig kybernetisch beeinflussen.
Komplexität braucht Kybernetik
Um ein komplexes System wie den menschlichen Körper, Fussball-Spiele, Klima, etc. dennoch vorhersagen oder manchmal auch beeinflussen zu können, braucht es ein kybernetisches, vernetzes Denken.
Erst wenn die relevanten Bestandteile, also die maßgebenden Einfluss-Größen, eines System bekannt und modelliert werden, kann die Magie eines Systems erschlossen werden. Jeder gute und interdisziplinär denkende Arzt ist sozusagen ein Kybernetiker. Denn er versucht nicht Symptome, sondern Ursachen im gesamten Körper und im Umfeld des Patienten zu suchen. Im optimalen Ausgang, steuert der Arzt die Krankheit zur Gesundung. Garantieren kann er aber nichts. Aber wenn er in der Kybernetik denkt, dann wird es ihm öfter gelingen, Menschen zu heilen.
Die Kübernetik mit “ü” ist hier die übende Methode, damit die Kybernetik mit “y” in Fleisch und Blut übergeht. Sozusagen ist die Kübernetik eine Methode, ein Kyberneiker zu werden und die Welt vernetzt zu denken.